Retrospektive Heinz Tobolla (1925 – 2013)
Zum 100. Geburtstag des Künstlers hatte der Kulturkreis Richterich e.V. zu einem Vortrag in das Schloss Schönau geladen.
Vor einem Publikum von etwa 80 Gästen ehrte der Sohn des 2013 verstorbenen Bildhauers, Lehrbeauftragten der FH Aachen und Gründer des Kulturkreises Richterich e.V. das Andenken seines Vaters am 19. September 2025 pünktlich zu dessen 100. Geburtstag.
Markus Tobolla präsentierte eine Retrospektive auf das Lebenswerk des Künstlers mit Aufnahmen von mit namhaften Preisen ausgezeichneten Werken sowie spannenden Insiderinformationen zu dessen Biografie. Einige ausgewählte Skulptur-Modelle waren im Foyer vor dem großen Saal ausgestellt.

Heinz Tobolla „Der Durchbruch“
So erhielten die Gäste einen tiefen Einblick in Geschichte und Werdegang des Bildhauers, dessen Jugendjahre während des zweiten Weltkrieges und seine Entscheidung, sich freiwillig zu den Fallschirmjägern zu melden, um einer Rekrutierung durch die SS vorzubeugen. Ausbildung, Kampf, Verletzung und Gefangennahme durch die Amerikaner in der Normandie.
Erfahrungen, die ihn für sein gesamtes Leben prägten und sich in seinem Werk spiegelten.
Markus schildert jedoch ebenso eindrucksvoll und persönlich die Vor- und Nachteile, mit einem Künstler als Vater aufzuwachsen. Über die Werkstatt des Vaters, die ihm ein Abenteuer-Spielplatz war, und über den Kunstlehrer, der ihn unsinnigerweise am Werk seines Vaters maß. Er spricht von den vielen gemeinsamen Erlebnissen und auch von den schwierigen Zeiten zwischen Vater und Sohn.
Beeindruckend die Bilder der Werkstatt. Bis zu drei Meter hohe Gerüste und riesige Skulpturen. Faszinierend die Erläuterungen, wie aufwändig die Technik zu Herstellung und Platzierung der riesigen Bronze-, Stein- oder Glas-Skulpturen ist.
Die wichtigsten Werke für Heinz Tobolla – nach Ansicht von Markus – „Menschen im Gespräch“ (1962), eine Gruppe von Skulpturen, die heute vor dem Verwaltungsgebäude der RWTH Aachen zu sehen ist. Des Weiteren der „David Stern“ (1984) vor der Synagoge in Aachen, sowie die „Konfrontation mit dem eigenen Ich“ (Zabze, ehemals Hindenburg, die Geburtsstadt des Künstlers).

Foto Peter Lomas (Pixabay)

Heinz Tobolla – Menschen im Gespräch
Der diese drei Werke verbindende rote Faden ist das Thema Versöhnung.
Die Erkenntnis: erst wenn ich bei mir selbst beginne und mich selbst wirklich kenne, kann ich mich mit dem Anderen auseinandersetzen, sodass Verständnis und Versöhnung möglich werden.
Das Motto von Heinz Tobolla in schwierigen Situationen ebenso wie in kniffligen technischen Fragen lautete: UND DENNOCH! Sollte heißen: „Es ist möglich, wenn auch unter schwierigen Bedingungen“.
Ein gelungener Abend mit Bildern, Berührungen und emotionalen Elementen, die dem Publikum eine enorme Bandbreite an möglichen neuen Erkenntnissen und Erfahrungen boten.
Die Atmosphäre war geprägt von subtiler Spannung und gleichzeitig angenehmer Ent-Spannung, zu der die ruhige und angenehme Stimme des Referenten ebenso beitrug wie die vielen Helfer hinter den Kulissen.
Ein großes Dankeschön an Christian, „die Jungs“ und unsere Service Chefin Ulrike am Getränkestand.
Christina Rouette machte allen Gästen ein ganz besonders schönes Geschenk in Form von liebevoll verpackten Samen der Wunderblume aus dem Nachlass der Witwe von Heinz Tobolla.
Am darauffolgenden Samstag fand ein zweistündiger Rundgang zu den bekanntesten Skulpturen von Heinz Tobolla in Aachen statt, zu dem sich rund 30 Teilnehmer eingefunden hatten.
Für den Vorstand des Kulturkreises Richterich e.V., gehörten diese beiden Veranstaltungen gewiss zu den Highlights des Jahres.